Gedanken von Prof. Dr. Hubert Sowa zu den Brunnen von Georg Döppmann. Fotos von Frank Sthamer.

Wohnen an der Quelle

Zu den Quellen gehen – zum lebendigen Wasser gehen:

Das sind Metaphern für ein ursprungsnahes Leben und Denken.
Die Quelle in ihrer immergleichen Erneuerung symbolisiert eine spirituelle Dimension, in der wir uns immer wieder finden und zu uns kommen können.
Ein Brunnen im Wohnraum ist mehr als nur eine Vase oder ein Wasserhahn. Er ist ein Symbol unseres Lebens, dessen Anblick und Klang uns befriedigt und inspiriert –

– ein „Geläut der Stille“.

Wasser – Erde – Feuer

Der gebrannte und zu Stein gewordene Ton war einst feuchte Erde.

Das Feuer hat ihn ausgeglüht, verfärbt und verwandelt. Die keramische Form zeigt noch die Spuren von Fingern im feuchten Ton. Jetzt ist sie erstarrt: rissig, porig, zerklüftet. Und nun rinnt Wasser über die lebendige Oberfläche, rinnt und sprudelt durch Zerklüftungen, zieht glitzernde Schleier über gespannte Wölbungen, sickert nach unten, steigt geheimnisvoll wieder nach oben. Wasser, Erde und Feuer gehen eine gleichnishafte Verbindung ein:

Der ewige Kreislauf der Schöpfung und Verwandlung…

Gestaltung und Bewegung

Der feste Stein und das bewegliche Wasser, die klare Kugelform und die sich wandelnde Strömung:

Gleichnisse des bewegten Ausgleichs der gegensätzlichen Kräfte des Kosmos‘.

Dieser Ausgleich ist „klassisch“ – ein Bild, das alles enthält.

Fels und Wasser

Das Bild des steinernen Brunnens gibt uns zu denken:

Wir sehen das Aufsteigen der Gebirge und ihre Abtragung durch die klimatischen Ereignisse.

Wir sehen die feste Form und das wandlungsfähige Spiel.

Wir sehen Werden und Vergehen.

Wir sehen unser Leben.

Kreislauf.

Wenn sich im Wandel alles gleich bleibt, blicken wir in den Ursprung der Schöpfung und des Seins: Die Zeit vergeht. Der Stein bleibt. Das Wasser fließt. Das Licht, der Glanz, die Bewegung, das Zentrum, der Kreis, der Berg, der Hang, das Tal, die Kluft, der Fluss, der See, das Meer, 
der gewölbte Himmel, das Licht… Das Bild ist voll und reich. Wir blicken und sinnen.

Am Brunnen sitzen

Zu einem geistvollen Gespräch in einer friedlichen Stunde und an einem angenehmen Ort gehört das Geräusch einer Quelle. Schon der italienische Humanist Alberti empfahl das – und dachte dabei an einen schattigen Brunnen in arkadischer Landschaft. Das fließende Wasser ist Gleichnis der ewig fruchtbaren Natur, sein lebendiger Klang erzeugt Wohlbefinden und hält den Geist in Bewegung – ähnlich wie ein flackerndes Kaminfeuer.

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